| Hund und Haltung > Entwicklungsphasen
Jeder Hund durchläuft einzelne Entwicklungsphasen, die Zeitangaben dieser Abschnitte sind als Richtwerte zu sehen. Individuell und rassespezifisch sind Abweichungen möglich.
1.-2. Woche: Vegetative Phase
Der neu geborene Welpe hat keinen direkten Bezug zur Umwelt. Die lebenserhaltenden Funktionen werden durch genetische Antriebe gesteuert. Wie z.B. dem Saugreflex und dem Milchtritt. Zu beobachten ist auch das Kreisrobben und das Kontaktliegen (Wärmebedürfnis).
2.-3. Woche: Übergangsphase
Es kommt zum Öffnen der Augen und Ohren (ca.13 Tag) und zur Entwicklung des Geruchssinns. Die Umwelt wird mit jedem Tag deutlicher wahrgenommen. Es zeigen sich zusehends Reaktionen auf Licht, Bewegungen und Geräusche. Die Bewegungsentwicklung und Kontaktaufnahme zur Umwelt setzt ein. Mit der Wahrnehmung der Umwelt beginnt die Prägung.
4.-8. Woche: Prägungsphase
Die Welpen beginnen miteinander zu spielen, erste Rangkämpfe werden sichtbar, die Bewegungen werden koordinierter, die Milchzähne brechen durch. Während der Prägephase sind die Welpen gegenüber der Umwelt extrem aufgeschlossen und lernfähig. Alles in dieser Phase Erlebte und Erfahrene wird den Welpe unauslöschlich prägen. Ausgiebiger Kontakt zu Erwachsenen, Kindern und der direkten Umwelt ist nun entscheidend für eine gesunde Entwicklung. Fehlhaltung und Isolation führen bereits zu Verhaltensstörungen.
8.-12. Woche: Sozialisierungsphase
Das Säugen durch die Mutterhündin ist zumeist beendet und das Sozialverhalten des Welpen entwickelt sich weiter. Nach wölfischer Natur würden die Welpen nun ihre erweiterte Umwelt kennenlernen. Der überwiegende Teil der Anpassung gegenüber der Umwelt fällt in diese Phase. Es ist ein guter Zeitpunkt der Übernahme des Welpen durch seine zukünftigen Sozialpartner. Die Lernfähigkeit ist immer noch sehr hoch, wie in der Natur soll der Welpe Reaktionen seiner Umwelt auf sein eigenes Verhalten kennen lernen zudem soll er mit einfachen Lernübungen konfrontiert werden. Vielseitige Kontakte und ein konsequenter aber angemessener Umgang des Menschen sind gefragt. Durch Kontakt mit Artgenossen kann der Welpe lernen sich als Hund unter Hunden zu benehmen.
13.-16. Woche: Rangordnungsphase
Typisch für diese Phase ist die Tendenz zur Aufgeschlossenheit gegenüber der Umwelt, die aber mit zunehmendem Alter nachlässt. Wichtig ist, dass der junge Hund nicht durch negative Erfahrung geprägt wird. Wenn dem Welpen eine angemessene Hierarchie vermittelt wurde, fügt er sich gut in sein soziales Umfeld ein. Der junge Hund sollte weiterhin mit gezielten Lernintervallen und einfachen Übungen konfrontiert werden. Bis zur 16. Woche befindet sich der Hund im Stadium der höchsten Lernfähigkeit im ganzen Hundeleben. Mangelnde Sozialisierung bis zu dieser Zeit hat bereits Ängstlichkeit, Aggressivität und Schwererziehbarkeit zur Folge
5.- 6. Monat: Rudelordnungsphase
In diese Phase fällt der Gebisswechsel. Der Hund zeigt verstärkt einen eigenen Willen und Charakter. Gegenüber Artgenossen kann schon mal vorsichtig die Rangordnung angetestet werden. Die bisher gute Lernbereitschaft und Aufgeschlossenheit des Hundes lässt nach und es ist unausweichlich dem Hund verstärkt Grenzen aufzuzeigen. Es zeigt sich, wen der Hund als Rudelführer anerkennt. Dem Hund sollte deutlich gemacht werden, dass er die unterste Stellung im Familienrudel hat. Erziehungsfehler können bereits im Umgang mit dem Hund zu Komplikationen führen, im schlimmsten Fall ist sogar der Versuch einer Rangumkehr nicht ausgeschlossen. Der Prägung gegenüber Menschen und Artgenossen in der Welpenzeit kommt in dieser Phase eine große Bedeutung zu. Weitere Lernübungen sollten selbstverständlich sein.
7.-12. Monat: Pubertätsphase
Ein großer Teil der charakterlichen Entwicklung des jungen Hundes ist bereits abgeschlossen und die Positionen im Rudel sind eindeutig bezogen. Die einsetzende Pubertät macht sich meist durch eine gesteigerte Aufsässigkeit gegenüber der Familie und anderen Hunden bemerkbar. Der Hund zeigt in dieser Phase die Allüren eines Halbstarken und will deutlich herausfinden wie weit er gehen kann. Er versucht u.U. erlernte Übungen zu verweigern, die während dieser Phase täglich wiederholt werden sollten. Der Hund sollte durch einen liebevollen, aber kompromisslosen Umgang von der Unabänderlichkeit der gewünschten Ordnung überzeugt werden. Die erste Hitze der Hündin und das Heben des Beines beim Urinieren des Rüden zeigt das Erreichen der Geschlechtsreife an. Zum Ende dieser Phase ist die Auffassungsgabe des Hundes so gut entwickelt, dass nun sehr gezielt mit dem Hund gearbeitet werden kann.
12.-18. Monat: Reifungsprozess
In der Entwicklung des Hundes beginnt nun noch ein langsamer Reifungsprozess. Die meisten Hunderassen erreichen die absolute ca. Reife mit dem 18. Monat, dem Abschluss der körperlichen Entwicklung. Das Wesen des Hundes ist nun grundlegend geprägt. Es zeigt sich, ob der Hund gut auf seine Umwelt abgestimmt ist. Der Hund kommt nun in die Gesellenjahre, bedenken Sie auch Gesellen entwickeln sich noch weiter. Fehlhaltung und das Übersehen permanenter Signale, die der Hund bis dahin toleriert hat, können sich durch die Reifung des Hundes nun verstärkt äußern und zu massiven Problemen führen. So oder so, der Mensch bekommt im Laufe der Zeit eine natürliche Verhaltensantwort auf seinen Umgang mit dem Hund. Wer seinen Hund wahrnimmt und ihm gerecht wird, hat in ihm einen echten Weggefährten. Hundehaltung beruht auf gewachsenem Vertrauen und einem verlässlichen Führungsstil, dieses müssen wir aufbauen, wir dürfen es nicht verscherzen.