Die Einstufung Jagdhund trifft aus kynologischer Sicht auf die Hunderassen zu, die von ihrem Zuchtzweck her dem Menschen in unterschiedlicher Form bei der Bejagung von Wild dienen (das ist ein großer Teil der über 400 Hunderassen). Die Neigung von Hunden, auf bestimmte Reize zu reagieren ist je nach Rasse in unterschiedlicher Form angeboren. Es handelt sich dabei um Triebe und Passion, eben um das was als Instinkt bezeichnet wird. Ein Verhalten, das sehr intensiv - im Wortsinn! - sein kann.
Die Verschiedenartigkeit speziell gezüchteter Jagdhundrassen erfordern eine fachliche Ausbildung und einen gezielten Einsatz der Hunde. Auch ökologische und kulturelle Aspekte sind zu berücksichtigen. Da sind zunächst unterschiedliche Einsatzbereiche wie Feld, Wiese, Wald, Wasser oder Gebirge. Aber auch die Art des bejagten Wildes ist von Bedeutung: Muss der Hund in den Bau des Wildes eindringen, ist mit Wehrhaftigkeit zu rechnen.
Die Aufgabenbereiche einzelner Jagdhunderassen lassen sich nicht immer grundsätzlich trennen. So eignen sich Hunde mehr oder weniger vielseitig. Z.B. für den Einsatz vor oder nach dem Schuss, zum Stöbern, zum Vorstehen und /oder zur Schweiß- und Apportarbeit. Einige Hunde sind auch als wildscharf zu bezeichnen, d.h. sie sind in der Lage verletztes Wild nicht nur zu finden und zu melden sondern auch nieder zu ziehen, also zu töten. Die Integration eines entsprechenden Hundes, egal ob als Jagdgebrauchshund, als Familienhund oder als Kombination daraus, erfordert letztendlich besondere Kenntnisse und Umsicht.
Im Alltag ist zu beobachten, dass sich Jagdhunde nicht immer als einfache Begleiter und in ihrer jagdlichen Leidenschaft kontrolliert zeigen. Für Probleme im Bereich des Freilaufes sind einige Jagdhunde gerade zu prädestiniert. Bei vielen Jagdhunden reichen in der Regel, Geruch, Geräusche oder Sichtung von Wild aus um entsprechend ihrer jagdlichen Ambition aktiv zu werden. Der daraus resultierende Einsatz von Reizstromgeräten und anderen Starkzwangmitteln schon bei Junghunden lässt auf ein tiefes Missverhältnis zwischen dem allgemeinen Umgang, dem Ausbildungsaufbau und der Anlage eines Jagdhundes schließen.
Die Frage nach der Passung, also nach der Eignung des Hundes bezüglich der Haltungsbedingungen, steht dabei oftmals hinten an, ebenso die individuelle Bereitschaft und Fähigkeit, den Hund zu verstehen und ihm gerecht zu werden. Dies jedoch ist der Grundstein für gemeinsames Glück mit dem Hund: in der Familie, während der Jagd, bei der Begegnung mit anderen Hunden und insbesondere im alltäglichen Freilauf des Hundes.
Bei dieser Problematik geht es nicht darum eine moralische Instanz für oder gegen irgendwelche Rassen zu erstellen. Nein, der eigensinnige Teckel, die vielen beliebten kleinen aber harten Terriertypen, die Labrador /Retrieverschläge fordern genau so wie ein Deutsch Drahthaar ihren täglichen Tribut von ihren Haltern.
Grundsätzlich gilt, sich auf mögliche Instinkte und Verhaltenstendenzen einzustellen und die Passion des Hundes von Anfang an zu kontrollieren, anstatt mit dieser leichtfertig umzugehen oder unbewusst zu fördern. Auch die Übernahme eines Hundes aus einer so genannten Familienhundzucht ist kein Freifahrtschein. Wünschenswert ist es also Jagdhunde artgerecht und präventiv zu prägen sowie zu beschäftigen.
Wie schon erwähnt: Die Tendenz zur jagdlichen Motivation eines Hundes ist angeboren, die Fähigkeit jedoch, damit im Sinne der Haltungsbedingungen bzw. des Jagdgebrauchs umzugehen und auf den Menschen im Bedarfsfall zu reagieren, muss der Hund erst lernen.
Hier kommt der Frühförderung von Welpenbeinen an eine große Bedeutung zu. Die damit erzielten Lerneffekte sind ein dauerhafter und wichtiger Grundstein für die Integration eines Jagdhundes.
Von einem qualitativ guten Umgang mit einem Hund kann dann gesprochen, werden wenn ein Hund dort, wo er eine hohe Motivation zeigt, kontrolliert werden kann. Dies erfordert vom Hundeführer sicherlich auch Durchsetzungsvermögen, im Vordergrund stehen aber ein umsichtiger Ausbildungsaufbau, gegenseitiges Verstehen und eine klare Kommunikation.